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   1 <!DOCTYPE HTML PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.0 TRANSITIONAL//EN">
   2 <html>
   3 <head>
   4 <meta http-equiv="Content-Type" content="text/html; charset=iso-8859-1">
   5 </head>
   6 <body>
   7 <blockquote>¯Aufkl\84rung ist der Ausgang des Menschen
   8 <br>aus seiner selbstverschuldeten Unm\81ndigkeit.®
   9 <br>/Immanuel Kant/</blockquote>
  10
  11
  12 <h1>¯TCPA® und ¯Palladium®</h1>
  13 <h2>Ein weiterer Schritt in die Unm\81ndigkeit
  14 <br>oder ein Schritt hin zur Emanzipation? Õ</h2>
  15
  16 <p>Von der \99ffentlichkeit weitgehend unbemerkt geistern seit einigen Wochen
  17 geheimnisvolle neue Schlagworte und K\81rzel durch die Welt der
  18 EDV-Profis: ¯TCPA® und ¯Palladium®. Interessiert habe ich mich damit
  19 n\84her besch\84ftigt, denn allein die Tatsache, daá die Bezeichnung
  20 ¯Palladium® in unserem Fall anders als in den Naturwissenschaften nicht
  21 ein wertvolles Metall meint, sondern eine Wortsch\94pfung der Firma
  22 ¯Microsoft® darstellt, verheiát nichts Gutes und weckte daher meinen
  23 Argwohn. Der wesentlich neutralere Begriff ¯TCPA® (das steht f\81r
  24 ¯Trusted Computing Platform Alliance®) dagegen scheint auf den ersten
  25 Blick positive oder zumindest neutrale Emotionen zu wecken - aber auch
  26 nur auf den ersten Blick, denn wenn man sich des Horrorszenarios bewuát
  27 wird, das hinter ¯TCPA® in Kombination mit ¯Palladium® steckt, so d\81rfte
  28 wohl selbst der unbedarfteste EDV-Anwender schlaflose N\84chte bekommen.</p>
  29
  30 <p>Was hat es also mit diesen Begriffen auf sich, welche Intentionen liegen
  31 diesen Schlagworten zugrunde und was bedeuten die dahintersteckenden
  32 neuen Techniken f\81r den EDV-Anwender?</p>
  33
  34 <p>Die ¯TCPA® ist ein Zusammenschluá f\81hrender Hardwarehersteller, darunter
  35 IBM, HP, AMD und Intel, die sich vorgenommen haben, den Personal
  36 Computer durch Implementation neuer Hardwaretechnologien sicherer zu
  37 machen. Wie uns allen bewuát ist, hat die Monokultur im
  38 Betriebssystemsektor dazu gef\81hrt, daá durch das uns\84gliche Monopol von
  39 ¯Microsoft® in Kombination mit der grottenschlechten Software dieser
  40 Firma allerorten und allenthalben eine wahre Flut von Computerviren,
  41 sogenannten trojanischen Pferden, W\81rmern und Sicherheitsl\94chern
  42 entstanden ist und t\84glich neu auf den Anwender zurollt, die den Umgang
  43 mit dem PC immer wieder zum \8ergernis werden l\84át. Diesem \9abel wollen die
  44 an der ¯TCPA® beteiligten Konzerne nun durch den sogenannten
  45 ¯Fritz®-Chip (benannt nach dem US-Senator Fritz Hollings) abhelfen - ein
  46 hehrer Wunsch. Bei dem Fritz-Chip handelt es sich um einen
  47 Krypto-Baustein, der in zuk\81nftige Generationen von Personal Computern
  48 integriert werden und allgemein die Systeme sicherer machen soll. Dieser
  49 Chip speichert mehrere Schl\81ssel, die hardware- und anwenderspezifisch
  50 definiert sind. Sobald der PC eingeschaltet wird, nimmt der Fritz-Chip
  51 seine Arbeit auf und fragt einen Schl\81ssel nach dem anderen ab: Zun\84chst
  52 wird das BIOS abgefragt, anschlieáend alle im Rechner vorhandenen
  53 BIOS-Erweiterungen der Steckkarten. Danach wird die Festplatte
  54 \81berpr\81ft, und anschlieáend pr\81ft der TCPA-Chip auch noch den
  55 Bootsektor, den Bootloader, den Kernel und die Ger\84tetreiber. Da bei
  56 jedem dieser Schritte eine Pr\81fsumme abgespeichert und ein 160 Bit
  57 langer eindeutiger Wert aus den gewonnenen Daten und einem speziellen
  58 Schl\81ssel generiert wird, hat der Fritz-Chip jederzeit die v\94llige
  59 Kontrolle \81ber das Gesamtsystem.</p>
  60
  61 <p>Damit taucht schon die erste Problematik f\81r den Anwender auf: Bereits
  62 ein Flash-Update des Rechner-BIOS legt das gesamte System lahm, da dann
  63 die generierten Werte des Fritz-Chip nicht mehr mit den gespeicherten
  64 Werten, die zertifiziert sind, \81bereinstimmen. In Zeiten, in denen
  65 aufgrund der oftmals schlampig implementierten BIOS-Versionen
  66 Flash-Updates derselben zumindest bei den \81blichen Consumer-Produkten an
  67 der Tagesordnung sind, ist also der Fritz-Chip eher hinderlich denn ein
  68 Segen f\81r den Anwender. Gleiches gilt \81brigens f\81r diejenigen Anwender,
  69 die beispielsweise eine neue Grafikkarte oder eine gr\94áere Festplatte
  70 einbauen wollen - auch f\81r sie bedeutet jede Hardware-Modifikation eine
  71 - vermutlich nat\81rlich kostenpflichtige - Neuzertifizierung des
  72 Gesamtsystems, damit dieses wieder als ¯TCPA-konform® angesehen werden
  73 kann. Bei der Neuzertifizierung wird online anhand einer Liste mit
  74 gepr\81fter Hardware (HCL) und einer weiteren Liste mit gesperrten
  75 Seriennummern (SRL) die Konformit\84tstabelle des Rechners gepr\81ft und
  76 aktualisiert.</p>
  77
  78 <p>Hat der Fritz-Chip beim Bootvorgang alle Komponenten als ¯TCPA-konform®
  79 \81berpr\81ft und erkannt, \81bergibt er die Kontrolle schlieálich an das
  80 Betriebssystem. Ab diesem Punkt hakt nun - wie k\94nnte es anders sein? -
  81 die Firma ¯Microsoft® ein mit ihrer ¯Palladium®-Technologie. Sobald der
  82 Anwender jetzt ein Programm startet, \81berpr\81ft das Betriebssystem dieses
  83 anhand der im Fritz-Chip gespeicherten Werte f\81r die SRL. Sollte sich
  84 herausstellen, daá dieses Programm keine g\81ltige Lizenz und/oder
  85 Seriennummer besitzt oder die Lizenz abgelaufen ist, wird es gar nicht
  86 erst gestartet. Stellt es sich als ¯TCPA-konform® heraus, so wird nach
  87 der Freigabe und dem anschlieáenden Start erneut online eine Liste mit
  88 gesperrten Dokumenten f\81r dieses Programm abgerufen (DRL), um zu
  89 verhindern, daá der Anwender f\81r ihn nicht vorgesehene Dateien \94ffnet
  90 oder unerlaubterweise nutzt.</p>
  91
  92 <p>Was sich auf den ersten Blick tats\84chlich als wirksame Waffe gegen
  93 Viren, Trojaner, W\81rmer und \84hnliche Probleme geriert, entm\81ndigt jedoch
  94 den Anwender: ¯Palladium® st\94át vor allem bei der
  95 Unterhaltungsindustrie, die einen erbitterten Kampf gegen jegliche
  96 Weiterverbreitung urheberrechtlich gesch\81tzter Produkte im Internet
  97 f\81hrt, auf groáe Zustimmung, bietet sich hier jedoch erstmals
  98 vordergr\81ndig die M\94glichkeit, MP3-Tauschb\94rsen und \84hnliche Dienste
  99 effizient trockenzulegen dank ¯Microsoft®. Auch das Kopieren einzelner
 100 Musikst\81cke zu privaten Zwecken am heimischen PC wird damit unterbunden
 101 - dank ¯Microsoft® werden also vermutlich die ohnehin \81bervollen Kassen
 102 der Unterhaltungsindustrie zuk\81nftig noch kr\84ftiger klingeln!</p>
 103
 104 <p>Doch der Anwender hat nat\81rlich noch die M\94glichkeit, auch nicht
 105 ¯TCPA-konforme® Software auf seinem heimischen PC zu installieren und zu
 106 starten. Bemerkt ¯Palladium® eine solche Anwendung, wird das
 107 Gesamtsystem als ¯kompromittiert® gekennzeichnet und alle konformen
 108 Anwendungen samt Dateien werden geschlossen. Der Nutzwert eines solchen
 109 Systems d\81rfte f\81r den Anwender dann wohl gegen Null tendieren.</p>
 110
 111 <p>Doch gehen wir einen Schritt weiter und bedenken wir die Folgen dieser
 112 Technologie:</p>
 113
 114   <ol>
 115      <li>
 116       Die SRL's, DRL's und HCL's, die f\81r die
 117       Konformit\84ts-Authentifizierung eines PC's unbedingt ben\94tigt
 118       werden, werden an zentraler Stelle im Internet gespeichert und
 119       abgerufen. Hacker brauchen jetzt also nicht mehr einzelne PC's
 120       anzugreifen, sondern k\94nnen ihr Engagement auf diese Server
 121       konzentrieren - und damit unter Umst\84nden mit einem einzigen
 122       gelungenen Angriff Millionen von Rechnern unbrauchbar machen.
 123      </li>
 124      <li>
 125       Es bedarf keiner ausgesprochen ausgepr\84gten Phantasie, um sich
 126       auszumalen, wie ¯Palladium® mit unerw\81nschten Konkurrenzprodukten
 127       verfahren kann: Sollen bestimmte Softwareprodukte anderer
 128       Hersteller als ¯Microsoft® nicht als ¯konform® zertifiziert
 129       werden, so gen\81gt es, sie auf die ¯schwarze Liste® des
 130       ¯Palladium®-Systems zu setzen. Bei einem Start solcher Software
 131       w\84re der Rechner nur noch sehr eingeschr\84nkt nutzbar, da
 132       ¯kompromittiert® - jeder Anwender w\81rde sich wohl zumindest
 133       \81berlegen, ob er beim n\84chsten Mal nicht doch zur drittklassigen
 134       Spyware aus dem Hause ¯Microsoft® greift.
 135      </li>
 136      <li>
 137       Die Zertifizierungen f\81r Software und Dateien kosten Geld:
 138       Sch\84tzungen gehen von bis zu sechsstelligen Dollarsummen aus f\81r
 139       eine einzige Anwendung. Die Folge dieser Lizenzierungspraxis w\84re,
 140       daá die Freewareszene von der Bildfl\84che verschwindet. Viele
 141       tausend Programmierer, die unter oftmals groáem pers\94nlichen
 142       Engagament und erheblichem Zeitaufwand ansehnliche Projekte als
 143       Freeware entwickelt haben, h\84tten keine M\94glichkeit und auch keine
 144       Motivation mehr, ihre oft wirklich innovativen Projekte der
 145       Anwendergemeinde zur Verf\81gung zu stellen dank der kriminellen
 146       Krake ¯Microsoft®.
 147      </li>
 148      <li>
 149       Der gesamte von der GPL-Lizenz abgedeckte Bereich w\81rde ebenfalls
 150       sang- und klanglos vor dem Aus stehen, da auch hier zun\84chst
 151       erhebliche Betr\84ge in eine Zertifizierung gesteckt werden m\81áten,
 152       denen keine Einnahmen gegen\81berstehen. Die wohl gef\84hrlichste
 153       Konkurrenz f\81r ¯Microsoft®, n\84mlich die oftmals aus idealistischer
 154       und moralischer Intention heraus handelnden freien Entwickler, die
 155       ihre Software unter der GPL-Lizenz vertreiben, w\84re mit einem
 156       Schlag ausgeschaltet.
 157      </li>
 158      <li>
 159       Dem uns\84glichen Monopol der Firma ¯Microsoft® im
 160       Betriebssystemmarkt w\81rde ein weiterer nachhaltiger Schub
 161       verliehen, denn Konkurrenzsysteme m\81áten, um mit dem Fritz-Chip
 162       und damit letztendlich auch mit ¯Palladium® zu harmonieren,
 163       ebenfalls ¯TCPA-konform® gestaltet werden. F\81r OS/2 WARP ebenso
 164       wie f\81r die meisten Linux-Distributionen und auch Systeme wie
 165       FreeBSD, NetBSD oder auch BeOS und (mit Einschr\84nkungen) QNX w\81rde
 166       der Zwang zur ¯TCPA-® und ¯Palladium®-Konformit\84t das Verschwinden
 167       vom EDV-Markt bedeuten, denn ohne diese Konformit\84t w\81rden diese
 168       meist besseren Betriebssysteme als ¯unsicher® gelten. OS/2 WARP
 169       und die eComStation w\81rden aus den groáen Banken und
 170       Versicherungen, bei TK-Dienstleistern und bei den anderen
 171       Anwendern im professionellen Umfeld ge\84chtet und von den
 172       Festplatten verbannt zugunsten der wesentlich schlechteren
 173       ¯Windows®-Systeme. Die einzige Alternative bliebe nach dem
 174       derzeitigen Stand der Dinge HP-Linux, da HP bereits an der ¯TCPA-®
 175       und ¯Palladium®-Konformit\84t seines Linux arbeitet.
 176      </li>
 177      <li>
 178       Mit dem ¯Palladium®-System w\81rde die offene, basisdemokratische
 179       Struktur des Internet endg\81ltig zu Grabe getragen und einem
 180       Meinungs- und Zensurmonopol der Firma ¯Microsoft® weichen.
 181       ¯Microsoft® k\94nnte \81ber die variable Gestaltung von
 182       Zertifizierungsgeb\81hren die Weiterverbreitung kritischer Dokumente
 183       im Internet oder im Rahmen von Software-Distributionen verhindern.
 184       Obendrein w\84ren alle Newsdienste auáer den ¯Microsoft®-eigenen
 185       davon betroffen - freiwillige, sehr anerkennenswerte Initiativen
 186       wie beispielsweise auch die VOICE, die sich der Aufkl\84rung der
 187       OS/2-Gemeinde verschrieben hat, m\81áten f\81r die einzelnen Beitr\84ge
 188       Zertifizierungsgeb\81hren an ¯Microsoft® zahlen f\81r die
 189       ¯Palladium®-Konformit\84t, um nicht auf der ¯schwarzen Liste® der
 190       DRL-Server zu landen. Das Internet als Transporteur
 191       basisdemokratischer Ideale w\84re zerst\94rt und zu einem Sprachrohr
 192       von ¯Microsoft® verkommen.
 193      </li>
 194      <li>
 195       Durch die enge Kopplung der ¯Palladium®-Technologie in Kooperation
 196       mit dem Fritz-Chip an Hard- und Software w\81rde der
 197       Gebrauchtsoftwaremarkt zum Erliegen kommen - weil bereits einmal
 198       durch TCPA und ¯Palladium® zertifizierte Software aufgrund der
 199       Verschl\81sselung untrennbar an die Hardware gekoppelt ist. F\81r
 200       ¯Microsoft® erf\81llt sich damit ein lange gehegter Traum: Jeder
 201       K\84ufer eines PC muá Software aus Redmond neu kaufen, da die alte
 202       Software nur \81ber eine Seriennummern-Freigabe auf ein anderes
 203       Ger\84t \81bertragbar w\84re - und davon steht nicht ein einziges Wort
 204       in den entsprechenden Standardisierungs-Richtlinien.
 205      </li>
 206    </ol>
 207
 208 <p>Das hier geschilderte Horrorszenario erscheint keineswegs abwegig: Bill
 209 Gates hat mit der Unterhaltungsindustrie starke Kombattanten im R\81cken,
 210 denen es genauso wie ihm um die Profitmaximierung um jeden Preis geht -
 211 auch wenn dabei demokratische und ethische Prinzipien nicht nur
 212 ausgeh\94hlt, sondern offen mit F\81áen getreten werden und auf der Strecke
 213 bleiben. Offen diskutiert werden die Folgen seiner Technologie noch
 214 nicht; bislang hat Gates gr\94áten Wert darauf gelegt, sich stets
 215 \94ffentlich und lauthals als Vork\84mpfer gegen Raubkopierertum zum Wohle
 216 der Software- und der Unterhaltungsindustrie und auch zum angeblichen
 217 Nutzen des Endverbrauchers zu gerieren - mit ¯Palladium® jedoch
 218 \81berschreitet ¯Microsoft® im Halbdunkel ein- f\81r allemal eine Grenze,
 219 die dem vermeintlichen Vork\84mpfer Gates f\81r die Durchsetzung von
 220 Urheberrechten bislang Fesseln anlegte: Nun geht es um die vollkommene
 221 Kontrolle der Informationsgesellschaft durch einen Konzern, der
 222 krimineller Machenschaften mehrfach \81berf\81hrt ist - die Weltherrschaft
 223 einer einzelnen kleinen Clique im Mediensektor droht, und das auch noch
 224 mit blau\84ugiger Zustimmung einiger international agierender
 225 Medienkonzerne, die bisher offenbar noch gar nicht realisiert haben, daá
 226 sie sich mit ihrer offensichtlich blinden Profitsucht einem Mann
 227 ausliefern, den andere als den gef\84hrlichsten Zeitgenossen seit Adolf
 228 Hitler betrachten.</p>
 229
 230 <p>Es wird Zeit, daá die Demokraten unter den EDV-Profis und -Anwendern
 231 endlich aus ihrem Dornr\94schenschlaf aufwachen, denn:</p>
 232
 233 <blockquote>¯Man darf nicht
 234 warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist. Man muá den
 235 rollenden Schneeball zertreten. Die Lawine h\84lt keiner mehr auf. Sie
 236 ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat...®
 237 <br>/Erich K\84stner/</blockquote>
 238 </body>
 239 </html>